Mercedes-Benz Lkw: Energiewende im Straßengüterverkehr: mehr elektrische Lkw als nicht-elektrische bis 2030: Von Visionen getrieben

Der Lkw-Bauer treibt die Elektrifizierung seines Produkt-Portfolios voran und präsentiert in Wörth gleich mehrere Fahrzeug-Neuheiten. Der eActros startet bereits in die Serienproduktion.

Effizient und nachhaltig - so sieht die Daimler-Flotte für die Zukunft aus. Bild: Daimler AG
Effizient und nachhaltig - so sieht die Daimler-Flotte für die Zukunft aus. Bild: Daimler AG
Christine Harttmann
Mercedes-Benz

Wie geht die Energiewende im Straßengüterverkehr? Mit dieser Frage befasst sich Mercedes-Benz Lkw im Rahmen seines Presse-Events „Shaping the Now and Next 2021“ am 21. September in Wörth. „Bei Mercedes-Benz Lkw arbeiten wir mit Hochdruck daran, den Straßengüter-Transport lokal CO2-neutral zu machen. 2030 wollen wir in Europa mehr elektrische Lkw verkaufen als nicht-elektrische“, gab Karin Rådström, Vorstandsmitglied der Daimler Truck AG, verantwortlich für Mercedes-Benz Trucks, als Ziel für die nächsten Jahre aus. Das Unternehmen bekannte sich damit explizit zum Pariser Klimaabkommen, also der Dekarbonisierung der Branche. Ein CO2-neutraler Transport auf den Straßen bis 2050 sei, so hieß es, das ultimative Ziel.

„Um das zu schaffen, gibt es nicht die eine perfekte Lösung, keinen Königsweg“, sagte Rådström. „Mit Blick auf die vielen unterschiedlichen Anwendungsfälle unserer Kunden folgen wir einer Doppelstrategie – wir entwickeln batterie-elektrische und wasserstoffbetriebene Lkw. Aber es gibt noch viel mehr zu tun – sowohl in Sachen Infrastruktur als auch mit Blick auf verlässliche gesetzliche Rahmenbedingungen.“

Bereits komplett elektrifiziert und lokal CO2-neutral ist der eActros. Der Hersteller hatte den Lkw für den schweren Verteilerverkehr erst im Juni 2021 vorgestellt. Im Oktober 2021 soll nun die Serienproduktion in Wörth starten. Technologisches Herzstück des Stromers ist die Antriebseinheit mit zwei integrierten Elektromotoren samt Zwei-Gang-Getriebe. Seine Energie schöpft der e-Truck je nach Ausführung aus drei oder vier jeweils rund 105 kWh starken Batteriepaketen. Die maximale Kapazität von circa 420 kWh soll dabei eine Reichweite von bis zu 400 Kilometern ermöglichen.

Voll in einer Stunde

Der eActros kann mit bis zu 160 kW geladen werden: An einer üblichen DC-Schnellladesäule mit 400A Ladestrom benötigen die drei Batteriepakete laut Hersteller etwas mehr als eine Stunde, um von 20 auf 80 Prozent geladen zu werden. Über den Ladezustand der Batterien, die verbleibende Reichweite sowie den aktuellen und durchschnittlichen Energieverbrauch in kWh pro 100 Kilometer informiert kontinuierlich eine Anzeige des serienmäßig verbauten Multimedia Cockpits Interactive. Zur serienmäßigen Sicherheitsausstattung zählen das externe Acoustic Vehicle Alerting System für die verbesserte akustische Wahrnehmung etwa durch Fußgänger oder Radfahrer, der Abbiege-Assistent S1R sowie der Notbremsassistent Active Brake Assist der fünften Generation mit Fußgängererkennung.

In der zweiten Jahreshälfte 2022 folgt dann eEconic für den Kommunaleinsatz. Aktuell würden noch intensive Versuchsreihen laufen, teilt der Hersteller mit, bevor das Fahrzeug in einem nächsten Schritt in die Praxiserprobung bei Kunden gehe. Die zentralen technischen Spezifikationen sind mit denen des eActros weitgehend identisch. Als Abfallsammelfahrzeug soll der eEconic die große Mehrheit der typischen Abfallsammelrouten ohne Zwischenladen abdecken.

Der elektrische Antriebsstrang ermöglicht einen ebenen Fahrerhausboden – das erleichtert das Durchsteigen durch die Kabine. Das intuitive Multimedia Cockpit soll den Elektro-Lkw zusätzlich aufwerten. Ein weiteres Ausstattungs-Highlight ist die Panoramaverglasung. Die beschichtete und beheizte Thermocontrol-Windschutzscheibe soll ein witterungsbedingtes Beschlagen sowie ein Aufheizen des Innenraums durch die Sonneneinstrahlung verhindern. Als Sicherheitsplus im Stadtverkehr ist der Abbiege-Assistent S1R ebenso serienmäßig verbaut wie der Notbremsassistent Active Brake Assist der fünften Generation.

Für längere Distanzen ist der eActros LongHaul konzipiert, der 2024 als Serienmodell kommen soll. Regelmäßige Fahrten auf planbaren Routen mit einer Reichweite von circa 500 Kilometern soll er mit nur einer Batterieladung ermöglichen.

Für eine völlig neue Generation von Lkw, die auf der Basis von Brennstoffzellen und Wasserstoff angetrieben wird, steht der GenH2 Truck. Transportunternehmen sollen das Fahrzeug für flexible und anspruchsvolle Fahrten von bis zu 1.000 Kilometern und mehr ohne Tank-Zwischenstopp einsetzen können. Die Leistungsfähigkeit des Fahrzeugs liegt dabei dank des Einsatzes von flüssigem statt gasförmigem Wasserstoff aufgrund der deutlich höheren Energiedichte gleichauf mit der eines vergleichbaren konventionellen Diesel-Lkw. Nach intensiven Versuchsreihen des weiterentwickelten Prototyps, die Mercedes-Benz Trucks seit 2021 durchführt, sollen noch in diesem Jahr erste Tests auf öffentlichen Straßen starten. Der Beginn der Kundenerprobungen ist für 2023 geplant und ab 2027 sollen die ersten Serienfahrzeuge des GenH2 Truck an Kunden übergeben werden.

Der ganze Bauchladen

„Mit und für unsere Kunden die perfekte Lösung zu finden, war für mich schon immer etwas Besonderes – denn jeder Kunde hat individuelle Bedürfnisse und Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt“, betont Andreas von Wallfeld, Leiter Vertrieb, Marketing & Services Mercedes-Benz Lkw. „Um echte Partner zu sein, tun wir vor allem zwei Dinge: Erstens hören wir genau zu, was unsere Kunden uns sagen. Zweitens entwickeln wir unsere Lkw – ob klassischer Diesel oder elektrifiziert – und Dienstleistungen so, dass sie dem einen Zweck dienen: zum Erfolg unserer Kunden beizutragen.“

Den elektrischen Lkw mit wasserstoffbasiertem Brennstoffzellenantrieb betrachtet Mercedes-Benz Lkw als eine Schlüsseltechnologie für den CO2-neutralen Transport der Zukunft, die den Batterieelektrischen Antrieb ergänzt. Der Hersteller gründete deshalb im März gemeinsam mit der Volvo Group das Brennstoffzellen-Joint Venture Cellcentric. Daraus soll, wenn es nach dem Willen von Mercedes Benz geht, der weltweit führende Hersteller von Brennstoffzellensystemen werden. Dafür plant das Unternehmen eine der größten Serienproduktionen von Brennstoffzellensystemen in Europa aufzubauen. Der Produktionsstart ist für 2025 vorgesehen. ha

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Seite 7 | Rubrik UMWELT UND VERKEHR