„Am E-Lkw führt kein Weg vorbei“

Im Nürnberger Werk des Nutzfahrzeugherstellers haben Nullemissionsantriebe einen Förderschub erhalten. Erstmals präsentierte dort das Münchner Unternehmen einen E-Lkw als seriennahen Prototypen. Zugleich übergaben Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger die Förderzusage für ein Wasserstoffprojekt.

„Ein guter Tag und ein wichtiger Schritt!“Markus Söder, Bayerischer Ministerpräsident Bild: C. Harttmann
„Ein guter Tag und ein wichtiger Schritt!“Markus Söder, Bayerischer Ministerpräsident Bild: C. Harttmann
Christine Harttmann
MAN Truck & Bus

Unter dem Motto „The Future starts now – We pave the road to Zero Emission“ machte die MAN Truck & Bus am 17. Februar in Nürnberg ihren großen Aufschlag in Sachen Transformation. Erstmals präsentiert der Nutzfahrzeughersteller den seriennahen Prototypen eines schweren E-Trucks. Ein wichtiges Wasserstoff-Zukunftsprojekt stellt er ebenfalls vor. Zu der Veranstaltung, mit der das Münchner Unternehmen bei den alternativen Antrieben kräftig aufs Gas drückte, waren Vertreter aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft geladen.

Schon Anfang 2024 soll in München die Fertigung schwerer Elektro-Lkw starten. Danach ist zeitnah die Auslieferung von zunächst 200 Einheiten geplant – ein Jahr früher als ursprünglich einmal ins Auge gefasst. Für Firmenchef Alexander Vlaskamp ist das ein sehr entscheidender Schritt. „Zukunft startet für die E-Mobilität hier und heute“, postulierte der MAN-Vorstandsvorsitzende gleich zu Beginn der Veranstaltung.

Bis allerdings das erste Serienmodell eine E-Lkw vom Band rollt, muss der Hersteller noch ein ordentliches Stück Weg hinter sich bringen. Der in Nürnberg gezeigte Truck dreht bisher ausschließlich auf der MAN-eigenen Teststrecke seine Runden, die erste Straßenzulassung steht noch aus. Auch über die technischen Details zum Fahrzeug schweigen sich die Münchner bisher noch aus. „Dazu wollen wir heute noch nichts sagen“, lautete die stereotype Antwort auf Fragen dazu. Nils Heine, im Vertrieb für die Elektromobilität verantwortlich, spricht von einem sehr seriennahen Prototyp. Ein Konzeptfahrzeug werde in einem nächsten Schritt folgen. Jetzt gehe das Fahrzeug zunächst in die Sommer- und Wintererprobung.

Wandel beschleunigen

Firmenchef Alexander Vlaskamp ist zuversichtlich, was den Erfolg des E-Truck betrifft. „Wir stehen am Anfang einer Transformation und setzen dabei auf E-Mobilität“, sagt der CEO. Der Fokus liege bei MAN ebenso wie im gesamten Traton-Konzern klar auf den batterieelektrischen Antrieben. „Mit dem heute gezeigten Prototyp beschleunigt das Unternehmen seinen Wandel hin zu emissionsfrei angetriebenen Nutzfahrzeugen“, so Vlaskamp. Denn nur so seien die Klima- und Flottenziele zu erreichen.

Die Zeit, bis die ersten E-Trucks ausgeliefert werden, will der Hersteller nutzen und seine Kunden auf den Fahrzeugeinsatz vorbereiten. Vlaskamp geht davon aus, dass die Nachfrage nach E-Lkw sowieso erst ab Mitte dieses Jahrzehnts richtig anziehen wird. Dann werde die batterieelektrische Variante in etwa Kostenparität gegenüber Dieselfahrzeugen erreicht haben. Dafür entwickle man bereits jetzt umfangreiche E-Mobility-Lösungen, heißt es. Jens Hartmann, der den Bereich E-Mobilität bei MAN verantwortet, setzt dabei auf das firmeninterne Know-how in Sachen Elektroantrieb. Seit 2018 seien die ersten eTGM in Kundenhand. Damit würden auch noch weiter Erfahrungen gesammelt. „Die laufen jetzt erst mal weiter.“

Bei aller Überzeugung für die batterieelektrischen Antriebe – den Wasserstoffantrieb will MAN dennoch nicht aus den Augen verlieren. In der breiten Anwendung sieht der Hersteller die Technik aber nicht. Sie werde zudem bei den schweren Trucks erst später kommen als der Elektroantrieb. „Erst wenn weit nach 2030 ausreichend grüner Wasserstoff und auch die entsprechende Infrastruktur vorhanden sein sollte, rechnen wir in ausgewählten Anwendungsgebieten auch mit dem Einsatz von H2-Lkw“, so Vlaskamp. „Daher forschen wir an dem Thema Wasserstoff, und die Förderung des Landes Bayern versetzt uns in die Lage, weitere Kompetenz in dem Feld aufzubauen.“

Bayernflotte im Anmarsch

MAN gab daher bei der Veranstaltung auch den Startschuss für ein wichtiges Wasserstoff-Zukunftsprojekt. Damit verbunden sein soll ein weiterer Kompetenzaufbau in diesem Bereich. Ihre Eignung im Praxisalltag sollen MAN-Lkw mit Wasserstoff-Brennstoffzelle bis 2024 bei fünf Kunden in Bayern nachweisen. Das Land Bayern fördert das Forschungsvorhaben „Bayernflotte“ im Rahmen der eigenen Wasserstoffstrategie und forciert damit den Kompetenzaufbau. Die Fördersumme beträgt 8,5 Millionen Euro. Dafür übergab der bayerische Ministerpräsident Dr. Markus Söder in Nürnberg gemeinsam mit Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger die Förderzusage.

„Ein guter Tag und ein wichtiger Schritt“, freute sich Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) bei der Veranstaltung. Es gehe darum, das „Weltklima“ zu retten und zugleich die Arbeitsplätze zu erhalten. Der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) ergänzte: „Spediteure dürfen mit diesem Lkw in die Zukunft fahren.“ Er warnte davor, dass andere mit der Entwicklung alternativ angetriebener Lkw schneller sein könnten. „Es wäre ein Stich ins Herz, wenn in einigen Jahren nicht mehr MAN auf dem Lkw stünde.“ Deswegen, so Aiwanger weiter, sei es dringend Zeit zum Handeln. „Es gibt die Technik und wir müssen sie jetzt serienreif bringen und einsetzen.“

Beides geht Hand in Hand

Wie sinnvoll es ist, Wasserstoff- und Batterietechnik parallel zu entwickeln, unterstrich Vlaskamp. Technologisch würden beide Antriebe Hand in Hand gehen und aufeinander aufbauen. Der Elektromotor, der seine Energie aus Batterien bezieht, bilde dafür den Ausgangspunkt. BEV (Battery Electric Vehicle) böten bereits heute die Basistechnologie für praktikable Lösungen.

Als Ergänzung dazu könnten in Zukunft Lkw und Reisebusse mit H2-Brennstoffzellen zum Einsatz kommen, da diese auf den BEV-Antriebsstrang aufsetzen, einen Großteil der gewichtsintensiven Batterien aber durch leichtere Wasserstofftanks sowie die Brennstoffzelle ersetzen. Dennoch: „Am E-Lkw führt kein Weg vorbei“, betonte der MAN-Chef am Schluss seiner Rede. Denn beim Wasserstoff lande am Ende etwa ein Viertel der Ausgangsenergie im Antrieb, beim batterieelektrischen Lkw sei das Verhältnis genau umgekehrt.ha

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Seite 8 | Rubrik UMWELT UND VERKEHR