Zukunftschancen durch Elektromobilität und Wasserstoff

Die Transport- und Logistikbranche steht vor einem entscheidenden Wendepunkt. Strengere Umweltauflagen und der wachsende Druck zur CO₂-Reduktion zwingen Unternehmen, nach Alternativen zu fossilen Brennstoffen zu suchen. Dabei rücken Elektro- und Wasserstoffantriebe zunehmend in den Fokus. Doch welche dieser Technologien hat das Potenzial, den Schwerlastverkehr nachhaltig zu verändern?

concept hydrogen propulsion in road transport Bild: 336036997
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Nadine Bradl
Klimaschutz

Elektro-Lkw bieten große Chancen für einen nachhaltigeren urbanen Verkehr. Sie tragen erheblich zur Reduktion der Luftverschmutzung in Städten bei und eignen sich ideal für kürzere Strecken im Verteilerverkehr. Jedoch gibt es auch Herausforderungen: Begrenzte Reichweite: Mit durchschnittlich nur 360 Kilometern sind Elektro-Lkw für Langstreckenfahrten kaum geeignet, da sie häufig aufgeladen werden müssen. Mangelnde Ladeinfrastruktur: Ein flächendeckendes Netz von Schnellladestationen in Europa fehlt, was eine effiziente Aufladung während der Pausen erschwert. Hohe Kosten: Elektro-Lkw sind teurer in der Anschaffung als Diesel-Lkw, was Unternehmen vor die Frage stellt, ob langfristige Einsparungen und Förderungen die Investitionen rechtfertigen. Batteriegewicht: Die schweren Batterien reduzieren die Nutzlast und damit die Transporteffizienz, was vor allem im Fernverkehr problematisch ist. Ladezeiten: Trotz Fortschritten bei der Schnellladetechnologie bleiben lange Ladezeiten ein Hindernis, da sie Lieferketten verzögern können.

Trotz dieser Herausforderungen wächst der Markt für Elektrofahrzeuge stetig. Investitionen in die Ladeinfrastruktur und weitere technologische Fortschritte könnten Elektro-Lkw zu einer tragfähigen Lösung für den städtischen und regionalen Verkehr machen.

Wasserstoff: Lösung für den Fernverkehr?

Wasserstoff-Lkw könnten vor allem im Langstreckenbereich eine vielversprechende Alternative sein. Ihre Vorteile liegen in:

Größere Reichweite: Besonders unter schweren Lasten oder in kalten Klimazonen, wo die Batterieleistung von Elektrofahrzeugen nachlässt. Geringeres Gewicht: Wasserstofftanks und Brennstoffzellen wiegen weniger als die Batterien, die für Langstrecken-Elektrofahrzeuge benötigt werden. Weniger Abhängigkeit von seltenen Rohstoffen: Im Vergleich zu Elektro-Lkw benötigen Wasserstofffahrzeuge weniger Rohstoffe wie Lithium, Kobalt und Nickel. Dies reduziert den Druck auf die Rohstoffindustrie und fördert die Nachhaltigkeit.

Trotz des Potenzials bringt Wasserstoff Herausforderungen mit sich. Die energieintensive Produktion, Speicherung und Verteilung führen zu hohen Energieverlusten im Vergleich zur direkten Nutzung von Elektrizität. Zudem fehlt es an einem flächendeckenden Tankstellennetz, das ohne erhebliche Investitionen schwer umzusetzen ist.

Daher gibt es auch kritische Ansichten zur Wasserstofftechnologie: Professor David Cebon von der University of Cambridge hebt hervor, dass die Kosten für Brennstoffzellenfahrzeuge deutlich über denen von Elektrofahrzeugen liegen. Seiner Einschätzung nach wird sich diese Kluft in den nächsten Jahren weiter vergrößern, was den flächendeckenden Einsatz von Wasserstoff-Lkw erschweren könnte.

Initiativen zur H2-Förderung

Gleichzeitig werden bereits heute wichtige Schritte zur Förderung der Wasserstofftechnologie unternommen. In Deutschland hat die Bundesregierung 23 Wasserstoffprojekte im Rahmen des IPCEI-Wasserstoffprogramms genehmigt, die eine Produktionskapazität von bis zu 1,4 GW und den Transport von 1.800 Tonnen Wasserstoff jährlich umfassen. Zudem sollen 2.000 Kilometer Infrastruktur entstehen.

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In den Niederlanden fördert das SWIM-Programm den Ausbau von Wasserstofftankstellen und deckt bis zu 40 Prozent der Baukosten sowie 80 Prozent der Mehrkosten für Wasserstoff-Lkw im Vergleich zu Diesel-Fahrzeugen. Dies erleichtert Unternehmen den Umstieg.

Nachhaltigkeit als Wettbewerbsvorteil

Auch international zeigen Beispiele wie Walmart, das in Kanada wasserstoffbetriebene Zugfahrzeuge einsetzt, oder Ai Logistics, das 100 Nikola-Wasserstoff-Lkw für 2025 bestellt hat, dass Wasserstoff weltweit als vielversprechende Technologie anerkannt wird. Nachhaltigkeit bietet Logistikunternehmen weit mehr als nur die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben – sie schafft greifbare Wettbewerbsvorteile: Kosteneinsparungen: Grüne Technologien wie Elektro- und Wasserstoffantriebe senken Betriebskosten durch geringere Energie- und Wartungsaufwände. Staatliche Subventionen: Förderprogramme erleichtern den Umstieg auf emissionsarme Fahrzeuge. Einhaltung von Umweltauflagen: Emissionsarme Fahrzeuge unterstützen die Einhaltung strenger Vorgaben wie der Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD) und vermeiden mögliche Strafzahlungen. Stärkere Kundenbindung: Umweltbewusste Kunden bevorzugen zunehmend Unternehmen, die aktiv ihre CO2-Bilanz verbessern. Effizienzgewinne auf der „letzten Meile“: Autonome Fahrzeuge und Drohnen reduzieren Staus, verkürzen Lieferzeiten und senken Emissionen. Frühzeitige Investitionen: Wer frühzeitig in nachhaltige Technologien investiert, profitiert von schnelleren und kosteneffizienteren Lieferketten sowie einer besseren städtischen Umwelt.

Die Transport- und Logistikbranche steht vor wichtigen Entscheidungen. Sowohl Elektro- als auch Wasserstoffantriebe bieten enormes Potenzial, doch welche Technologie sich durchsetzt, hängt von verschiedenen Faktoren ab: Reichweite, Infrastruktur und technische Machbarkeit. Unternehmen, die frühzeitig auf innovative und nachhaltige Technologien setzen und ihre Prozesse anpassen, sichern sich einen langfristigen Wettbewerbsvorteil. Die Chancen für eine grünere Zukunft sind vorhanden, aber es bedarf strategischer Weichenstellungen, um diese zu nutzen.

Niels Weberink ist Market Data Analyst bei TrucksNL, einem B2B-Marktplatz für gebrauchte Lastwagen, Ersatzteile und schwere Maschinen.

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Artikel Zukunftschancen durch Elektromobilität und Wasserstoff
Seite 6 | Rubrik UMWELT UND VERKEHR