Frost & Sullivan: OEMs setzen auf Elektro-Lkw - Studie untersucht globale Trends im Markt für mittelschwere Nutzfahrzeuge: Da ist viel Dynamik drin

Eine Studie von Frost & Sullivan zeigt: e-Trucks sind im Kommen. Für noch mehr Anschub beim Wachstum könnten neue Geschäftsmodelle und Subventionen sorgen.

Immer stärker setzen Hersteller wie Paul Nutzfahrzeuge auf den Ausbau der Elektro-Lkw-Flotten. Bild: Paul Nutzfahrzeuge
Immer stärker setzen Hersteller wie Paul Nutzfahrzeuge auf den Ausbau der Elektro-Lkw-Flotten. Bild: Paul Nutzfahrzeuge
Christine Harttmann
Elektromobilität

OEMs, also Automobil-Erstausrüster, setzen immer stärker auf Elektro-Lkw. Damit reagieren sie auf die immer strengeren Emissionsrichtlinien in China, Nordamerika und Europa. Außerdem treiben Subventionen und neue Geschäftsmodelle das Wachstum im globalen Markt. Zu diesem Schluss kommt eine Studie, die Frost & Sullivan veröffentlicht hat. Die aktuelle Frost & Sullivan Studie ‚Global Commercial Vehicle Electrification Potential and Trends, Forecast to 2025‘ bietet einen Überblick über die wichtigsten Trends im Markt für mittelschwere Nutzfahrzeuge zwischen 6,1 und 16 Tonnen sowie für schwere Nutzfahrzeuge von mehr als 16 Tonnen. Sie soll außerdem zeigen, welche Faktoren die Einführung von Elektro-Lkw begünstigen können und beschreibt die größten Herausforderungen in den Jahren 2016 bis 2025.

Wie Politik Einfluss auf die Entwicklung nehmen kann zeigt laut den Analysten China, das ganz vorne mit dabei ist, wenn es um Elektro-Lkw geht. Eine „aggressive Förderung“ der Elektromobilität mit Subventionen in Verbindung mit einer großflächigen Entwicklung einer Schnelllade-Infrastruktur sei das Geheimnis dieses Erfolgs. Das Reich der Mitte habe sich inzwischen als „unangefochtener Marktführer im E-Truck-Markt“ etabliert, schreiben die Analysten von Frost & Sullivan. Bis 2025 werde das Land für 61,1 Prozent der weltweiten Verkäufe von E-Lkw verantwortlich sein.

Aber auch die OEMs selbst haben Möglichkeiten, die Elektro-Lkw für Kunden attraktiver zu machen. Trotz der rückläufigen Preise für Akkus, seien die Anschaffungskosten für E-Lkw noch mehr als doppelt so hoch wie für einen Diesel-Lkw, heißt es in der Studie. Daher spielen bei den Erstausrüstern zunehmend neue Geschäftsmodelle eine Rolle, wie das Leasing von Lkw, Batterien und Brennstoffzellen. Sie sollen die neue Technik für die Kunden auf breiter Front attraktiv machen.

Der Radnabenmotor

„Während die Batteriepreise in den Jahren 2010 bis 2017 um fast 80 Prozent sanken, entwickelten sich Elektrofahrzeuge bei einigen der bedeutenden Marktteilnehmer sowie Start-up-Unternehmen zu den bevorzugten alternativen Antrieben noch vor Hybridfahrzeugen,” erklärt Chandramowli Kailasam, Program Manager, Mobility bei Frost & Sullivan. „Die Architektur von Radnabenmotoren sowie Zentralmotoren mit Asynchronmotor wird voraussichtlich an Zugkraft für Schwerlast- als auch mittelschwere Lkw gewinnen, während E-Lkw-OEMs in Nordamerika und Europa darauf aus sind, ihre Abhängigkeit von teuren Seltenerdmetallen, die für die Herstellung von Permanentmagnetmotoren nötig sind, zu verringern. Chinesische OEMs profitieren von einem leichten Zugang zu diesen Metallen zu einem viel günstigeren Preis, weshalb sie vorwiegend Permanentmagnetmotoren einsetzen.”

Frost & Sullivan Mobility-Analyst Darwin Sebas ist überzeugt, dass es kurzfristig zu einer großen Nachfrage nach 350kW+ ultraschnellen Ladesystemen kommen wird, weil die Ladezeit von Elektro-Lkw mit der Dauer einer Diesel-Betankung vergleichbar sein müssen. Und wenn in diesem Jahr Tesla seinen Semi auf den Markt bringen wird, kommen gleichzeitig die Megachargers mit einem MW Ladekapazität. Diese werden laut Sebas dazu beitragen, die Ladezeit drastisch zu verkürzen. „Flotten und Fahrer streben jedoch weiterhin eine Ladezeit auf dem Niveau der Dieselbetankungszeit an”, so die Einschätzung des Analysten. „Zudem wird es zu erhöhten Investitionen der OEMs in die Herstellung von Batteriepacks und Antriebssträngen kommen. Insbesondere Brennstoffzellen werden ab 2020 Marktanteile gewinnen, aufgrund ihrer höheren Energiedichte und ihres geringen Gewichts, was sie ideal für Fernverkehr-Lkw macht.”

Zukunft der Batterie

Aber noch einige andere Faktoren könnten das Wachstum des Marktes für E-Mobilität beschleunigen. Zusätzlichen Anschub für die E-Trucks könnte die Branche außerdem mit moderner Batterietechnologien, wie Li-Polymer und Feststoffbatterien erzeugen. Auch Schnellladestandards mit einer Kapazität von 900 kW und mehr würden sich positiv auswirken. Einen Anschub erwarten die Analyten zudem von effizienten und kostengünstigen Antrieben wie Induktionsmotoren und geschalteten Reluktanzmotoren. Neue Märkte in Entwicklungsregionen verbunden mit einer Erweiterung des Produktportfolios der Elektro-Lkw, bei denen Brennstoffzellen den Batterieelektrischen Antrieb ergänzen, könnten weiteres Potenzial erschließen.

Wie auch immer – in der Elektromobilität werde sich eine Wertschöpfungskette entwickeln und die Investitionen könnten sich immer schneller auszahlen. Die Hersteller, so die Prognose, werden bis 2025 weltweit 250.000 mittelschwere und schwere Elektro-Lkw absetzen.ha

FOTO: PAUL NUTZFAHRZEUGE

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Seite 11 | Rubrik UMWELT UND VERKEHR