EFA-S entwickelt Brennstoffzellen-Lkw: Erster Fahrzeug geht an Spedition Große-Vehne: Zehn Jahre Expertise machen es möglich

Im kommenden Jahr will EFA-S einen Lkw-Umbau mit Wasserstoffantrieb ausliefern. Er soll 500 Kilometer weit kommen und könnte Vorläufer einer Kleinserien-Fertigung werden.

Vor dem Hylix-B-Lkw: Mitglieder des Jugendbeirats der der Nachhaltigkeitsstrategie Baden-Württemberg und Umweltminister Frank Untersteller. Bild: Martin Stollberg
Vor dem Hylix-B-Lkw: Mitglieder des Jugendbeirats der der Nachhaltigkeitsstrategie Baden-Württemberg und Umweltminister Frank Untersteller. Bild: Martin Stollberg
Christine Harttmann
Brennstoffzelle

ElektroFahrzeuge Stuttgart EFA-S gab erste Einblicke in seine Brennstoffzellen-Lkw-Entwicklung. Anlass war der Besuch des Baden-Württembergischen Umweltministers Franz Untersteller (Bündins 90/Die Grünen). EFA-S Geschäftsführer Bastian Beutel nutze auch gleich die Gelegenheit und kündigte die Auslieferung eines ersten Fahrzeugs an: „Wir gehen davon aus, dass wir im nächsten Jahr den ersten Lkw an die Spedition Große-Vehne ausliefern können, die ihn dann im Großraum Stuttgart auf einer täglichen Tour im schweren Verteilerverkehr einsetzen will“, so Beutel gegenüber dem Minister.

Das Unternehmen, das handelsübliche Nutzfahrzeuge markenunabhängig auf Elektrobetrieb umrüstet, baut den Lkw an seinem Stammsitz in Zell unter Aichelberg um. Dabei nutzt es auch das vom baden-württembergischen Umweltministerium geförderte Reallabors Hylix-B. Wissenschaftlich begleitet wird das Projekt von der Fachhochschule Esslingen am Institut für nachhaltige Energietechnik und Mobilität (INEM). EFA-S bringt dort seine Expertise im Bau und Umbau von rein elektrisch betriebenen Lkw sowie das in mehr als zehn Jahren entwickelte Batteriemanagement ein.

Akku schafft Speicherplatz

Für sein neuestes Projekt, Brennstoffzellen-Lkw, nutzt der Umrüster einen Mercedes Actros der neuesten Generation. Der Dieselmotor ist bereits ausgebaut. Aktuell beginnen die Vorbereitungen für den Einbau von E-Motor, Brennstoffzelle, Wasserstofftanks und Hochvolt-Batterien. „Auch ein Brennstoffzellenfahrzeug braucht für einen effizienten Betrieb des Elektromotors eine Batterie“, erklärte Prof. Dr. Ralf Wörner, Professor für Fahrzeugtechnik an der Hochschule Esslingen, dem Minister und den Teilnehmern der baden-württembergischen Jugendinitiative Nachhaltigkeitsstrategie, die Untersteller bei seinem Besuch in Zell begleiteten. „Nur in Kombination mit Batterien kann die Brennstoffzelle immer in ihrem optimalen Leistungsbereich arbeiten und dadurch ihren höchsten Wirkungsgrad erzielen.“

In der Praxis treibe der in der Brennstoffzelle gewonnene Strom dann entweder den Elektromotor an oder lade die Batterie auf. „Braucht der Motor mehr Strom, als die Brennstoffzelle hergibt, wird der aus der Batterie geholt. Und beim Bremsen wird die zurückgewonnene Energie in der Batterie gespeichert, denn die Brennstoffzelle kann keinen Strom speichern.“

Ganz bewusst setzt der Umrüster laut Wörner auf Standardtechnologien, die bereits am Markt verfügbar sind. „So wird EFA-S eine bewährte Niedertemperatur-Brennstoffzelle der Firma Ballard mit 100 kW Systemleistung nutzen und Tanks mit einer Füllmenge von bis zu 40 Kilo gasförmigem Wasserstoff“, beschreibt der Professor. Bewusst ist auch Entscheidung, das Fahrzeug nicht mit Flüssigwasserstoff fahren zu lassen. So sei es möglich, die bestehende Tankinfrastuktur für Wasserstoff zu nutzen. Konkret werde das Fahrzeug im geplanten Speditionseinsatz jeden zweiten Tag an der Tankstelle am Flughafen Stuttgart tanken, an der der Lkw auf seiner Tour vorbeikomme. EFA-S wird das Fahrzeug mit Lithium-Eisenphosphat-Batterien (LFP) bestücken, die Kobalt- und Nickelfrei sind. Wasserstofftanks und Stromspeicher mit 180 kWh sollen dem Lkw in der Praxis eine Reichweite von rund 500 Kilometern bringen.

Kleinserie könnte folgen

„Das Grundkonzept des jetzt umgebauten 26-Tonnen-Actros lässt sich jederzeit auch auf andere Anwendungen dieses Typs übertragen“, ergänzt Beutel die technischen Ausführungen. „Läuft alles wie geplant, könnten wir bereits im nächsten Jahr mit einer Kleinserienfertigung beginnen.“ Am Projekt Hylix-B sind neben den genannten Partnern Fachhochschule Esslingen, Spedition Große-Vehne und EFA-S auch die Firmen SWE-Mobility und Kommunikationsbüro Ulmer sowie der Verein Electrify-BW beteiligt.ha

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Seite 7 | Rubrik UMWELT UND VERKEHR