Baden-Württemberg: Wasserstoff-Roadmap für Klimaschutz: Weg zu emissionsfreiem Verkehr, Industrie & Wärme: Das Erdöl von morgen

Das grün regierte Bundesland strebt in Sachen Wasserstoff eine weltweite Vorreiterrolle an. Das Ländle will damit auch den Verkehr weitgehend CO2-neutral machen. Beim Erreichen des Ziels soll ein klarer Fahrplan, die Wasserstoff-Roadmap, helfen.

„Grüner Wasserstoff kann das Erdöl von morgen werden." Franz Untersteller, Umweltminister Baden-Württemberg Bild: Franz Untersteller
„Grüner Wasserstoff kann das Erdöl von morgen werden." Franz Untersteller, Umweltminister Baden-Württemberg Bild: Franz Untersteller
Christine Harttmann
Baden-Württemberg

Der baden-württembergische Umweltminister Franz Untersteller hat im Kabinett eine sogenannte Wasserstoff-Roadmap vorgestellt. Darin skizziert er eine Welt, in der Verkehr, Industrie sowie der Wärmesektor fast vollständig ohne schädliche Treibhausgasemissionen auskommen können.

„Um unser Klima zu schützen, müssen wir die erneuerbaren Energieträger auch in die Anwendungsfelder bringen, die sich bislang nur schwer elektrifizieren lassen“, ließ Untersteller im Zuge seiner Präsentation verlauten. „Und die Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie wird mittel- bis langfristig eine bedeutende Rolle in der Industrie und im Verkehr spielen.“

Die Zeit dränge, fügte der Umweltminister hinzu. Er äußerte die Überzeugung, dass grüner Wasserstoff, der klimaneutral aus erneuerbarem Strom erzeugt wird, für den Industrie- und Technologiestandort Baden-Württemberg große Potenziale biete.

„Aber wir dürfen mit der Umsetzung entsprechender Maßnahmen und weiteren Investitionen nicht warten“, stellte der Minister klar. „Vielmehr werden die nächsten zwei bis fünf Jahre entscheidend sein, welche Rolle das Land im zukünftig entstehenden Weltmarkt für Wasserstoff- und Brennstoffzellen einnehmen wird.“

Geht es nach Untersteller, dann soll Baden-Württemberg hier weltweit Vorreiter werden. „Grüner Wasserstoff kann das Erdöl von morgen werden. Er bietet große Chancen für das Land, die jetzige wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und internationale Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten und diese durch vorhandene Forschungs- und Technologiekompetenz sowie Innovationsfähigkeit weiter auszubauen.“

Fahrplan für den Aufbau

Um dieses ehrgeizige Ziel erreichen zu können, benötigt Baden-Württemberg jedoch einen klaren Fahrplan, eine sogenannte Roadmap, für den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft. Ziele einer solchen Roadmap sind, Baden-Württemberg national wie auch international als wichtigen Standort der Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Industrie zu präsentieren. Auch die im Land aktiven Unternehmen will Untersteller entsprechend positionieren. Ein weiteres Ziel der Roadmap soll sein, dass die langfristig erwarteten Potenziale des Wasserstoffs für die Energie- und Verkehrswende sowie für den Klimaschutz im Land selbst genutzt werden können.

Ein Beispiel für das Potenzial von Wasserstoff im Verkehr nennt Untersteller die Metropolregion Rhein-Neckar. Dort werde Wasserstoff erlebbar gemacht und ausprobiert. Die Region zählt zu den Gewinnern des nationalen Wettbewerbs „HyLand – Wasserstoffregionen in Deutschland“ und erhält für ihr Konzept zum vernetzten Ausbau der Wasserstoff-Nutzung und Wertschöpfung 20 Millionen Euro Fördermittel des Bundes. Eine Kofinanzierung des Projekts durch Landesmittel in gleicher Höhe ist vom Kabinett bereits bewilligt. „Mit diesem Projekt können wir die Welt von morgen unter Realbedingungen erfahren“, sagt Untersteller. So sollen hier eine Hochdruck-Abfüllanlage, H2-Tankstellen sowie verschiedene Fahrzeuge mit Brennstoffzellentechnologie eingesetzt werden.

Zur Entwicklung der Wasserstoff-Roadmap will der Umweltminister eine ressortübergreifende Projektgruppe unter Federführung seines Ministeriums einrichten. Diese soll die Erarbeitung des Fahrplans koordinieren. Wie der Minister weiter äußerte, werden sich die jeweiligen Ressorts in Industrie, Wissenschaft, Verbänden und Politik eng abstimmen. Eine noch zu gründende Plattform „Wasserstoff und Brennstoffzelle – H2BW“ soll die Roadmap anschließend umsetzen, begleiten und weiterentwickeln.

Zu den zentralen Akteuren gehören sowohl kleine und mittelständische wie auch international agierende Großunternehmen sowie universitäre und außeruniversitäre Forschungsinstitutionen. Dieser Prozess soll extern begleitet werden. Der Auftakt des Dialogprozesses ist für Juli geplant und soll mit der Erstellung der Roadmap und deren Vorstellung im Dezember 2020 enden.ha

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Seite 8 | Rubrik UMWELT UND VERKEHR