Lkw-Maut, E-Fuels, Verkehr – die Pläne der Koalition
Da ist das Ding: Die Ampel-Koalition hat sich auf das „Modernisierungspaket für Klimaschutz und Planungsbeschleunigung“ geeinigt. Auf 16 Seiten soll es einen wichtigen Beitrag leisten, um den Klimawandel zu bekämpfen, die Infrastruktur zu modernisieren und die Energieversorgung zu sichern. Hohe Ziele, die sich die Parteien da gesetzt haben – doch was steht konkret drin? Beispielsweise „soll die Geschwindigkeit der Umsetzung von Verkehrsinfrastrukturprojekten – Straße und Schiene – erhöht werden“. Dazu soll im Sommer ein Dialogprozess beginnen. „Zentraler Baustein einer modernen und leistungsfähigen Infrastruktur ist der Ausbau und die Modernisierung des Schienennetzes. Dafür sollen Planung, Genehmigung und Umsetzung erheblich beschleunigt werden“, schreiben die Parteien. Die Regierung will in den kommenden Jahren „erhebliche Mittel“ bereitstellen, um das Schienennetz zu modernisieren und zu erweitern. Klare Priorität habe dabei die Steigerung der Kapazitäten des Kernnetzes.
Lange diskutiert wurde das Thema E-Fuels. Im Papier heißt es nun, dass „klimafreundliche Kraftstoffe (insbesondere E-Fuels) eine wichtige Rolle“ für die Erreichung von Klimaneutralität im Verkehr spielen. Deshalb würden sie nun auch gesetzlich zugelassen und E-Fuel-Fahrzeuge auch nach dem Verbrenner-Aus 2035 neu zugelassen werden dürfen.
Teurer wird die Lkw-Maut: Zum 1. Januar 2024 werden eine CO2-Differenzierung der Lkw-Maut und ein CO2-Aufschlag in Höhe von 200 Euro pro Tonne CO2 eingeführt, heißt es. „Emissionsfreie Lkw werden bis Ende 2025 von der Infrastrukturgebühr befreit, anschließend werden lediglich 25 Prozent des regulären Satzes erhoben.“ Zusätzlich wird die Mautpflicht auf Fahrzeuge mit mehr als 3,5 Tonnen ausgeweitet – nur Handwerksbetriebe sind ausgenommen. In Sachen Ladeinfrastruktur wolle die Koalition ebenso Gas geben: So soll ein initiales Netz an Ladeinfrastruktur und Wasserstofftankinfrastruktur für schwere Lkw bis 2025 sichergestellt werden. nbr
➤ Reaktionen
Ausgesprochen sauer stößt dem Bundesverband Güterkraftverkehr und Entsorgung (BGL) die Verdoppelung der Lkw-Maut ab dem kommenden Jahr auf. Vorstandssprecher Prof. Dr. Dirk Engelhardt empfiehlt Robert Habeck, dass er sich seine Rhabarber-Schorle doch künftig mit der Bahn vor die Haustüre liefern lassen solle.
„Denn die vom Koalitionsausschuss beschlossene Verdoppelung der Lkw-Maut ab 2024 ist politisches Harakiri! Ohne am Markt verfügbare Alternativen zum Diesel-Lkw und ohne Ladeinfrastruktur fehlt jedwede Lenkungswirkung zugunsten des Klimaschutzes. Damit belastet die Ampel nur den Endverbraucher, ohne es ehrlich dazu zu sagen!“ Insbesondere aber erbost Engelhardt, dass die zusätzlichen Milliarden in die Schiene fließen sollen, „obwohl Lkw-Fahrerinnen und Lkw-Fahrer jeden Abend verzweifelt freie Stellplätze suchen“.
Deutliche Kritik kommt schließlich noch von Umweltverbänden, wie dem ökologischen Verkehrsclub VCD. Er moniert, dass SPD und FDP die Sektorziele schleifen und den Klimaschutz im Verkehr begraben würden. Auf „nichts als faule Kompromisse“ habe man sich einigen können, heißt es. Statt die Herausforderungen des Klimawandels zügig anzugehen und vor allem das Sorgenkind Verkehr endlich auf Kurs zu setzen, wolle die Koalition die verbindlichen Sektorziele streichen. ha
Dass zukünftig mehr Investitionen in die Bahn fließen wollen, stößt insgesamt bei Bahnverbänden auf ein positives Echo, auch beim Verband deutscher Verkehrsunternehmer (VDV). „Erhöhte Investitionen ins Netz, Ausbau von Terminals im Kombinierten Verkehr und Beschleunigungen bei der Planung sind zentrale Ergebnisse, die das Gesamtsystem in den kommenden Jahren deutlich voranbringen werden. Das begrüßen wir, jetzt kommt es auf eine schnelle Umsetzung dieser Beschlüsse an“, sagte VDV-Hauptgeschäftsführer Oliver Wolff.
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Ludolf Kerkeling, Vorstandsvorsitzender der Güterbahnen, begrüßte, dass die Ampel das Markanteilsziel von 25 Prozent Schiene im Güterverkehr bis 2030 bekräftigt und zur Richtschnur gemacht hat. Er beklagte jedoch mangelnde Transparenz: „Selbst wir als Nutzer und Kunden der DB-Infrastruktur wissen nicht, welche Maßnahmen die DB mit den von der Koalition bewilligten 45 Milliarden Euro bis 2027 umsetzen will. Wir benötigen einen schnelleren güterverkehrsorientierten Zubau von Gleisen und Verladeeinrichtungen als bisher – und zwar neben der Sanierung des Bestandsnetzes.“ Kerkeling sieht hier auch das Bundesverkehrsministerium in der Pflicht: „Die Uhr für die Errichtung der gemeinwohlorientierten Schieneninfrastrukturgesellschaft und eines leistungsfähigen Kontrollapparats tickt immer lauter. Beim hoch defizitären DB-Konzern einfach das Eigenkapital um zig Milliarden Euro zu erhöhen, ohne strukturell etwas zu verbessern, wäre fahrlässig und naiv.“
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Eine Stärkung für emissionsfreie Lkw und Pkw will der Verband der internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK) in den Beschlüssen erkennen. Geschäftsführer Alexander Jess ist überzeugt: „Das Modernisierungspaket der Bundesregierung kann den emissionsfreien Antrieben beim Pkw und Lkw weiteren Schub geben. Wir begrüßen, dass die Bundesregierung mit ihren Beschlüssen die Technologieoffenheit im Verkehr stärkt. Damit ermöglicht sie, dass verschiedene klimafreundliche Antriebstechnologien und Kraftstoffe ihren Beitrag leisten können.“
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Die Mauterhöhung schmeckt auch dem DSLV Bundesverband Spedition und Logistik nicht so ganz. Dies werde zu einem erheblichen Anstieg der Frachtkosten im kommenden Jahr führen, der am Markt in den Lieferketten auf Industrie, Handel und am Ende auf die Verbraucher überwälzt werde. Dennoch befand DSLV-Präsident Axel Plaß: „Es ist offensichtlich, dass Null-Emissions-Logistik nicht zum Null-Tarif erfolgen kann.“ Sowohl Straßen als auch Schienenwege seien überlastet und notleidend. Um den Wirtschaftsstandort Deutschland zu stabilisieren, müssten sämtliche Verkehrswege bedarfsgerecht geplant werden. „Von einer auskömmlichen Finanzierung und Verfahrensbeschleunigung müssen alle Verkehrsträger profitieren, damit sie übergreifend zusammenarbeiten und den Blutkreislauf der Wirtschaft erhalten können. Verkehrsträgerbezogenes Silodenken ohne Konnektivität der Systeme führt in eine Sackgasse.“ Eines allerdings vermisst Plaß im Koalitionskompromiss: Die Stärkung der Wasserstraßen.
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Ausdrücklich lobende Worte fand der Verband der Automobilindustrie (VDA). Dessen Präsidentin Hildegard Müller erklärte: „Die Entscheidungen des Koalitionsausschuss enthalten einige wichtige und richtige Weichenstellungen, die für eine erfolgreiche Transformation zwingend notwendig sind.“ Insgesamt habe die Ampel-Koalition ambitionierte Punkte beschlossen, die das Potenzial hätten, die Transformation und somit das Tempo beim Klimaschutz zu beschleunigen und gleichzeitig längst notwendige Infrastrukturprojekte voranzubringen. Müller forderte, dass die Ampel jetzt allerdings mit dem neuen „Deutschlandtempo“ vom Ankündigungs- in den Umsetzungsmodus kommen müsse.
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