Baden-Württemberg testet elektrischen Güterverkehr auf Bundesstraße - 17,6 Mio. Euro Förderung für eHighway-Pilotprojekt: Oberleitungs-Lkw: Pilotprojekt in Baden-Württemberg
Nun bekommt auch Baden-Württemberg einen eHighway und testet in dem Pilotprojekt den elektrischen Güterverkehr erstmals auch auf einer Bundesstraße.
Neben den beiden seit Längerem beschlossenen Teststrecken in Hessen und Schleswig-Holstein wird bis Ende 2019 ein dritter sogenannter eHighway für schwere Lkw mit Elektroantrieb in Baden-Württemberg seinen Betrieb aufnehmen. Vom Bundesumweltministerium erhält dieses Pilotprojekt eine Fördersumme von rund 16,8 Millionen Euro. Das Land Baden-Württemberg bringt sich mit einem Eigenanteil von 0,8 Millionen Euro ein. Mit den 17,6 Millionen Euro werden zwei Teilstücke der Bundesstraße 462 im Murgtal zwischen Gernsbach- Obertsrot und Kuppenheim in beiden Richtungen auf einer Gesamtlänge von etwa sechs Kilometern elektrifiziert.
Bundesumweltministerin Barbara Hendricks, die den Förderbescheid an Landesverkehrsminister Winfried Hermann überreichte, betonte, dass, um die Klimaschutzziele zu erreichen, auch der Straßengüterverkehr klimafreundlicher werden müsse. „Elektrisch betriebene Oberleitungs-Lkw sind eine besonders interessante Lösung auf dem Weg zu einem klimaneutralen Güterverkehr. Sie sind sehr energieeffizient und ermöglichen mit wenig erneuerbarem Strom viele emissionsfreie Kilometer. Wir haben Oberleitungs-Lkw auf einer nicht-öffentlichen Teststrecke bereits seit mehreren Jahren erprobt. Jetzt ist die Technologie reif für einen Test unter realen Bedingungen, eingebunden in die alltäglichen Fuhren von Logistik-Unternehmen.“
In Hessen und Schleswig- Holstein fördert das Bundesumweltministerium bereits seit Jahresbeginn den Aufbau zweier Teststrecken für Elektro- Lkw. Hendricks erwartet nun, dass die neue Teststrecke helfen wird, das Erfahrungsspektrum nochmals deutlich auszuweiten: „Jede der drei Pilotstrecken hat ihre eigene Strecken- und Verkehrscharakteristik. In Baden-Württemberg wird das System erstmals auf einer Bundesstraße mit Ortsdurchfahrten erprobt. Die B 462 zeichnet sich zudem durch eine besondere Tallage aus. Die Teststrecke steht daher exemplarisch für die besonderen Anforderungen auf Bundesstraßen mit teilweise sehr anspruchsvollen straßenbaulichen Verhältnissen.“
Entlastung versprochen
Von der Teststrecke im Murgtal versprechen sich die Verantwortlichen aber auch, dass sie die örtliche Bevölkerung entlastet soweit es die Auswirkungen des Schwerlastverkehrs betrifft: „Wenn wir auf der Teststrecke Diesel-Lkw durch Elektro-Lkw ersetzen, dann reduzieren wir damit den Ausstoß von Luftschadstoffen und den Verkehrslärm. Das dient nicht nur der Lebensqualität der Menschen vor Ort, sondern kann auch helfen, die Verkehrsanbindung solcher Firmenstandorte und damit die Standorte selbst langfristig zu sichern“, fasst die Ministerin zusammen.
Auch der Baden-Württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann zeigte sich erfreut ob des Pilotprojekts: „Elektrisch betriebene Lkw sind eine weitere Möglichkeit, den Gütertransport klimafreundlicher und umweltschonend zu gestalten. Die Landesregierung hat es sich zum Ziel gesetzt, dass Baden-Württemberg zu einem Wegbereiter einer nachhaltigen und modernen Mobilität der Zukunft wird. Dank der Förderung des Bundes leisten wir mit dem Feldversuch eWayBW Pionierarbeit und können hier im Murgtal entsprechende Impulse setzen.“
Der Minister wies darauf hin, dass es gerade im Murgtal interessante Querverbindungen zur langen Tradition des Landes Baden- Württemberg als Wiege des Automobilbaus gibt. So führt die Pilotstrecke am Daimlerwerk in Gaggenau vorbei, in dem ab 1895 das erste Serienauto der Welt produziert wurde und das das älteste durchgehend genutzte Automobilwerk der Welt ist. Hermann weiter: „Vor diesem Hintergrund darf eWayBW umso mehr als Fingerzeig in die automobile Zukunft verstanden werden.“
Auf der Pilotstrecke werden jährlich über 500.000 Tonnen Papier und Pappe im 24 Stunden/ 7 Tage-Betrieb von drei Papierherstellern in Obertsrot in ein Logistikzentrum nach Kuppenheim transportiert. Damit fahren die Lkw pro Kalendertag durchschnittlich 64 Umläufe. In Summe legen die Oberleitungs- Lkw also pro Jahr über 250.000 Kilometern auf dem eHighway zurück.
„Es freut mich, dass wir eine Strecke mit einer so hohen Auslastung gefunden haben, denn diese Randbedingungen lassen belastbare Erkenntnisse aus dem Feldversuch erwarten“, führte Hermann weiter aus. In diesem Zusammenhang dankte er allen Projektbeteiligten, insbesondere den beteiligten Speditionen Fahrner Logistics und Huettemann Logistics, die die Oberleitungs-Lkw ab 2020 in ihrem Unternehmen innerhalb realer Logistikprozesse einsetzen werden.
„Das breite Interesse und die Bereitschaft zur Mitwirkung an unserem Feldversuch zeigen eine Aufbruchsstimmung, die wir nun gerne nutzen möchten, den Straßengüterverkehr umweltverträglicher zu machen. Ich bin mir sicher, dass dieses für das Land einmalige und herausragende Projekt eWayBW hierzu einen wertvollen Beitrag leisten wird“, zeigte sich der Minister abschließend überzeugt.
Das Verkehrsministerium in Stuttgart als Vorhabenträger kooperiert bei diesem Pilotprojekt mit der Südwestdeutschen Verkehrs-Aktiengesellschaft (SWEG), dem Regierungspräsidium Karlsruhe, dem Landkreis Rastatt sowie dem Konsortium Forschung eWayBW, das aus dem Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung Fraunhofer ISI, der PTV Transport Consult, dem FZI Forschungszentrum Informatik und dem Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie besteht. Über diese acht Projektpartner hinaus gibt es neun weitere Projektbeteiligte, die als assoziierte Partner in den Feldversuch eingebunden sind. Insbesondere sind das die Spedition Fahrner sowie die Huettemann Logistics.
Senkt die Emissionen
Die Elektrifizierung des Straßengüterverkehrs hält das Baden- Württembergische Verkehrsministerium für notwendig, um die CO2-Emissionen im Verkehrssektor zu senken. Immerhin würden derzeit rund 29 Prozent der CO2-Emissionen im deutschen Verkehrssektor sowie rund sechs Prozent der gesamten CO2-Emissionen in Deutschland durch den Straßengüterverkehr verursacht.
Als Argument für die Oberleitungstechnologie führt das Ministerium deren Wirtschaftlichkeit ins Feld. Immerhin habe der Oberleitungs-Lkw im elektrischen Betriebsmodus einen doppelt so hohen Wirkungsgrad wie konventionell dieselbetriebene Lkw haben (70 bis 75 Prozent zu 30 bis 35 Prozent). Im Verhältnis zu den dieselbetriebenen Lkw sei gleichzeitig jedoch zu berücksichtigen, dass der heutige Strommix und die damit verbundenen Emissionen dazu führen, dass durch den Einsatz von Oberleitungs-Lkw derzeit kein CO2-Vorteil entstünde.
Ein erfolgreicher Beitrag zum Klimaschutz setze voraus, dass die Transformation der Energieerzeugung in Richtung Dekarbonisierung gelinge. Sollte die für die Oberleitungs-Lkw zusätzlich benötigte Energie rein aus zusätzlich verfügbaren regenerativen Quellen stammen, wäre dessen zur Minderung der Treibhausgasemissionen sehr relevant.
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