Grüne Schwertransporte

Das Fraunhofer ISI hat untersucht, welche Anforderungen Transportunternehmer an die Nutzung von schweren Lkw mit alternativen Antrieben haben.

Laut einer aktuellen Studie des Fraunhofer ISI sind rund 50 Prozent der befragten Transportunternehmer bereit, bei schweren Lkw auf alternative Antriebe umzusteigen. Bild: BMW Group
Laut einer aktuellen Studie des Fraunhofer ISI sind rund 50 Prozent der befragten Transportunternehmer bereit, bei schweren Lkw auf alternative Antriebe umzusteigen. Bild: BMW Group
Daniela Sawary-Kohnen
Studie

Die Umstellung von konventionell angetriebenen Lkw auf alternative und damit klimafreundliche Technologien könne laut dem Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) die klimaschädlichen Emissionen reduzieren helfen. Denn der Verkehr auf Deutschlands Straßen würde zu rund 20 Prozent zu den gesamten CO2-Emissionen Deutschlands beitragen und zum größten Teil vom schweren Güterfernverkehr verursacht.

Deshalb ist das ISI in seiner aktuellen und quantitativen Studie „Alternative Antriebe im straßengebundenen Schwerlastverkehr: eine quantitative Ermittlung der Nutzeranforderungen an schwere Lkw und deren Infrastruktur“ den Anforderungen nachgegangen, welche die befragten Transportunternehmer an einen Umstieg auf alternative Antriebe haben.

Befragt wurden 70 Geschäftsführer von größtenteils mittelständischen Fuhrunternehmen aus dem Transportsektor, welche Anforderungen diese an die Fahrzeuge haben und welche Bedingungen die zukünftige Infrastruktur für einen Umstieg erfüllen müsse.

Die Ergebnisse zeigen, dass die befragten Fuhrunternehmen offen für einen Umstieg auf alternative Antriebe sind, allerdings Entwicklungen in der Technologie und Infrastruktur sowie politische Unterstützung nötig seien. So stimmten bei der Frage nach der Bereitschaft, auf alternative Antriebe umzusteigen, 50 Prozent der Befragten (eher) zu, während 27 Prozent unentschlossen waren. Vor allem größere Unternehmen zeigten sich umsteigebereit, da sie eher über die finanziellen Mittel für die teure Anschaffung alternativer Antriebe verfügen. Durch die höheren durchschnittlichen Fahrleistungen und die niedrigeren Betriebskosten rentierten sich die Investitionen laut Studie bei ihnen zudem schneller.

Speziell bei den ökonomischen Herausforderungen zeigte sich, dass der Mehrheit der Befragten die Gesamtkosten im gesamten Lebenszyklus und die Zuverlässigkeit der alternativen Antriebe besonders wichtig sind. Beide Faktoren würden laut ISI einen starken Zusammenhang aufweisen. Denn Fahrzeugausfälle und Reparaturkosten könnten laut der befragten Transportunternehmer zu hohen Verlusten führen.

Gesamtkosten betrachten

Insgesamt gebe der hohe Wettbewerbs- und Kostendruck der Speditions- und Logistikbranche wenig finanziellen Spielraum für die Umsetzung umweltfreundlicher Maßnahmen. Die Investitionen und Gesamtkosten seien laut der Studie dabei differenziert zu betrachten. Laut dem Fraunhofer ISI sind Nutzer eher bereit auf alternative Antriebe umzusteigen, wenn sie die Gesamtkosten priorisieren. Die Umsteigebereitschaft sinke hingegen, wenn die Investitionen stärker gewichtet würden. Zudem zeigt die Studie, dass sich Unternehmensgröße, tägliche Fahrleistungen und Kenntnisse über alternative Antriebe positiv auf die Umsteigebereitschaft auswirken.

Daher sollte beispielsweise über Demonstrationsprojekte eine Transparenz und ein Vertrauen geschaffen werden, um alternative Antriebe als zuverlässige und praktikable Alternativen zu konventionellen Antrieben wahrnehmen zu können.

Die Studie des Fraunhofer ISI zeigt aber auch, dass vielen befragten Transportunternehmern ökologische Aspekte wichtig sind. Die grundsätzliche Bereitschaft, auf alternative Antriebe umzusteigen, sei demnach bei knapp der Mehrheit vorhanden. Allerdings seien die Ansichten bei den ökologischen Aspekten insgesamt sehr unterschiedlich ausgeprägt. Beim Aspekt Infrastruktur zeigte sich laut Fraunhofer ISI zudem, dass die befragten Transportunternehmer generell bereit sind, Umwege von rund 20 Kilometern aufgrund nicht ausgebauter Tankstellen- bzw. Ladeinfrastruktur zu machen. Auch längere Tank- bzw. Ladevorgänge als bei Verbrennern von rund 15 Minuten würden akzeptiert werden.

Allerdings sei die durchschnittlich geforderte Reichweite eines Lkw von rund 800 Kilometern nur begrenzt mit den aktuellen Reichweiten alternativ angetriebener schwerer Lkw zu vereinbaren. Diese ermittelten Ergebnisse zeigen sich laut der Studie als die größte Herausforderung für den Umstieg. Die Angaben zur täglichen Fahrleistung zeigen jedoch, dass im alltäglichen Betrieb diese geforderten Reichweiten selten benötigt werden.

Staatliche Initiative

„Damit die Umstellung des schweren Straßengüterverkehrs auf CO2-neutrale Antriebe gelingt, müssen deren Zuverlässigkeit und ihr Beitrag zur Reduktion der Total Cost of Ownership demonstriert sowie durch Förderprogramme und politische Maßnahmen sichergestellt werden“, so Philipp Kluschke, Hauptautor der Studie. Entscheidend für die Verbreitung sei auch die Reduktion der Investitionen, etwa über staatliche Zuschüsse oder über die Förderung der Entwicklung und Produktion. Nach Ansicht von Kluschke seien direkte staatliche Eingriffe für den Aufbau der Infrastruktur unverzichtbar, da Unternehmen dies nicht allein leisten könnten. Gleichzeitig wäre es hilfreich, das Wissen und die praktischen Erfahrungsmöglichkeiten über Demonstrations- und Aufklärungsprojekte zu erhöhen. Denn wer über alternative Antriebe Bescheid wisse, sei dem Umstieg gegenüber offener eingestellt, so Kluschke. dk

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Artikel Grüne Schwertransporte
Seite 12 | Rubrik MANAGEMENT