Interview mit Dr. Eckhard Scholz, Vorsitzender des Vorstands von Volkswagen Nutzfahrzeuge

 Dr. Eckhard Scholz, Vorsitzender des Vorstands von Volkswagen Nutzfahrzeuge. (Foto: Volkswagen AG)
Dr. Eckhard Scholz, Vorsitzender des Vorstands von Volkswagen Nutzfahrzeuge. (Foto: Volkswagen AG)
Torsten Buchholz


Dieser Artikel stammt aus der IAA Messezeitung IAA aktuell 2016.

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Herr Dr. Scholzs welche Bedeutung hat der neue Crafter, der große Bruder des Bulli, für die Weiterentwicklung der Marke?
Dr. Eckhard Scholz: Der Crafter steht für eine neue Generation von leichten Nutzfahrzeugen von Volkswagen, die kundeorientierter sind als jemals zuvor. Wir haben bereits in der Konzeptionsphase des Crafter eine tiefgehende, europaweite Kundengruppenanalyse durchgeführt. Konkret haben wir in ganz Europa Fahrer und Unternehmer befragt und ganz genau hingehört, was die Experten in ihrem Beruf an Alltagstauglichkeit von einem großen Transporter erwarten. Die Ergebnisse der Analyse wurden ganz früh in der Entwicklung des Crafter zielgruppengerecht umgesetzt. Das Ergebnis: uneingeschränkte Funktionalität, die Kunden begeistert – schon nach ersten Tests. Gleichzeitig erreichen wir neue best-in-class-Ziele bei Wirtschaftlichkeit, Sicherheit und Qualität – von allen diesen Ergebnissen profitiert unsere Marke. Nicht zuletzt auch, weil wir natürlich unserer Wettbewerbssituation gegenüber allen Konkurrenten entscheidend verbessert haben.
Der Crafter soll den Marktanteil bei den großen Transporter verdoppeln. Sehen Sie auch ein Wachstum des Segments generell und wovon wird das getrieben?
Natürlich sehen wir, wie das Transporter C/D-Segment international wächst. Allein in Europa sind bis Ende Juni dieses Jahres 16 Prozent oder 47.000 mehr Fahrzeuge dieser Klasse verkauft worden als im Vorjahr. Wachstumstreiber sind sicherlich die zunehmende Urbanisierung und stark wachsende Business to Customer-Lieferungen, aber auch die zunehmende Nachfrage von Aufbauherstellern nach Basisfahrzeugen dieser Klasse.
Nicht nur das Produkt ist neu, auch das Werk im polnischen Wrzesnia. Was konnte man hier anders machen als zum Beispiel in Hannover?
Unser Werk in Hannover ist ein gewachsener Standort, der seit sechs Jahrzehnten unseren Klassiker, den T, baut. Hier müssen wir bei Modernisierungen immer Kompromisse eingehen. Wrzesnia ist von Anfang an unter den Prämissen des lean production auf die grüne Wiese gebaut worden, mit dem Ziel einer modernen und höchst effektiven Hunderttausenderfabrik.
Stichwort Vernetzung und E-Commerce: In Zukunft geht es nicht mehr nur darum ein gutes Fahrzeug zu bauen, sondern ein Gesamtkonzept anzubieten, das in die Fuhrpark problemlos eingebunden werden kann. Wie sind hier die Pläne von VW Nutzfahrzeuge?
Seit Juni bieten wir unseren Kunden ConnectedVan, ein intelligentes online-Telematik-System für eine effiziente Fuhrparkverwaltung – kostenlos für Neukunden. Ebenfalls ganz klar an den Bedürfnissen unserer Kunden orientiert, mit dem Ziel, ihr Geschäft zu optimieren, Stand- und Ausfallzeiten zu minimieren. Über 1.000 Testkunden haben uns bestätigt, dass wir den richtigen Weg gehen. Gleichzeitig arbeiten wir mit unseren Lkw-Marken Scania und MAN an herstellerübergreifenden Connectivity-Lösungen. Das zielt auf hohen Effizienzgewinn für unseren Kunden, aber auch auf echten Mehrwert für Nachhaltigkeit und Sicherheit im Waren- und Dienstleistungsverkehr.
Der Diesel ist wohl einstweilen alternativlos, auch bei den leichten Nutzfahrzeugen. Wo und in welchen Zeiträumen sehen Sie Chancen für alternative Antriebsformen?
Der Diesel wird noch lange Jahre unverzichtbar sein und ist in der neuen Euro 6-Norm sauberer als je zuvor. Aber der Anteil von E-Antrieben wird schneller und rasanter steigen, als wir bislang glaubten. 2030 könnte jedes dritte leichte Nutzfahrzeug mit einem alternativen Antrieb unterwegs sein, besonders in den Städten. Aber zuerst müssen alle, der Spediteur oder der Handwerker, die mit Transportern unterwegs sind, an politischen Gesprächen beteiligt und von den Vorteilen der E-Mobilität überzeugt werden.
Vor einer Verteufelung des Diesels, wie sie heute zum Teil in der Politik und in den Medien stattfindet, kann ich nur warnen. Selbst mit Diesel werden die Grenzwerte in den nächsten Jahren hochambitioniert sein. Hier ist dringend Realismus geboten.
VW Nutzfahrzeuge hat ja quasi ein Heimspiel in Hannover. Warum sollte man unbedingt bei den „Lokalmatadoren“ am Stand vorbeischauen? Was gibt es noch für Neuheiten?
Ein Besuch unseres Messestands lohnt sich immer, weil dort jetzt unsere komplett neue Modellpalette steht, vom e-load up! über den Amarok Aventura, Caddy und T6 bis zum Crafter - in vielen zielgruppengerechten Anwendungen. Mithilfe von 3D-Brillen wird der Einsatz von Fahrerassistenz- und Sicherheitssystemen im neuen Crafter simuliert. Oder die Messebesucher können sich ihr individuelles 3D-Crafter-Modell zu konfigurieren. Oder auch den neuen V6-Motor des Amarok, aber auch Caddy und T6, auf dem nahegelegenen ADAC-Testgeländes direkt testen – auch Offroad.

Quelle: IAA aktuell 2016

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