Gebraucht-Vans: Wer kommt am besten durch bei TÜV und Dekra?

... wer sich eine kleine Ewigkeit bindet: Die Sachverständigenorganisationen Dekra und TÜV werten mittlerweile Zigtausend Daten aus Hauptunter­suchungen leichter Nutzfahrzeuge aus. Und bieten damit eine wertvolle Orientierungshilfe zur Langzeitqualität.

Bild: T. Pietsch
Bild: T. Pietsch
Johannes Reichel
Transporter

Das ist jede Menge Holz, wie man so sagt: Bei den Transportern (vor allem 3,5-Tonner) speist sich die detaillierte Statistik des jüngsten Dekra-Gebrauchtwagenreports aus den Daten von gut 240.000 untersuchten Fahrzeugen, bei den Kleintransportern (City-Vans, Kompaktvans) schöpfen die Prüfer aus einem Fundus von 472.000 Untersuchungen. Eingeflossen sind nur tatsächlich relevante technische Mängel, nicht etwa durch Wartungsdefizite hervorgerufene Defekte. Modelle wurden erst ab 1.000 Fällen gelistet, wodurch die Angaben durchaus repräsentativ sind.

Dabei wird in drei Laufleistungsklassen kategorisiert und das Alter und somit verschiedene Modellgenerationen eines Fahrzeugtyps erfasst. Beim Ranking der Laufleistungskategorie 0 – 50.000 km lässt sich das Alter gut ablesen: Hier liegt etwa der Mercedes Sprinter – erfasst ab Baujahr 1995 – auf dem 10. und letzten Platz, wohingegen Opel Movano und Renault Master – erfasst ab Baujahr 2010 – hier das Feld anführen. Die neuere Sprinter-Reihe (ab 2006) muss sich bei niedrigen Laufleistungen mit Platz 4 bescheiden.

Knapp hinter dem Renault Master liegt der Sprinter dann bei mittleren Laufleistungen von 50.000 bis 100.000 km, wobei auch hier von seinem jüngeren Alter profitiert: Bei ihm flossen Modelle ab 2010 in die Bewertung ein, während beim Sprinter Fahrzeuge ab 2006 dabei sind.
Die Verhältnisse aus Sicht des Marktführers in der schweren Klasse zurecht rücken dann die Daten für höhere Laufleistungen von 100.000 – 150.000 Kilometer: Bei denen setzt sich der in den beiden weiteren Klassen unter den Top 3 rangierende VW Crafter (ab 2006) an die Spitze, knapp gefolgt vom Mercedes Sprinter (ab 2006) und dem Fiat Ducato (ab 2006).

Bei den Transportern der City- und Kompaktklasse fällt auf, dass sich unabhängig von der Laufleistung Mercedes Vito/Viano (ab 2003) sowie Skoda Roomster (ab 2006) durchgehend auf Platz 2 und 3 der Mängelstatistik halten. Eher enttäuschend platziert ist der in dieser Klasse klare Marktführer, der VW Transporter (ab 2003): Er rangiert bei hohen Laufleistungen auf Platz 5, bei mittleren auf Platz 7 und bei niedrigen Laufleistungen auf Platz 6. Trost für VW: Bei niedrigen Laufleistungen setzt sich der gleichwohl junge Pick-up Amarok (ab 2010) an die Spitze und bei höheren Laufleistungen reicht es immerhin für den ordentlichen Platz 4 beim Caddy (ab 2003). Der muss sich in dieser Kategorie allerdings ausgerechnet dem direkten, allerdings jüngeren Klassenkonkurrenten Citroën Berlingo (ab 2008) geschlagen geben, der sich bei hohen Laufleistungen am besten hält.

Blaupause: TÜV-Daten decken sich

Die Dekra-Ergebnisse decken sich großteils mit den Auswertungen der blauen Prüfkonkurrenz vom TÜV, dessen Gesamtverband den sogenannten TÜV-Report Nutzfahrzeuge herausgibt. Hier kann man sich einzelne Modelle herausgreifen und nach Alter und Mängelart begutachten.

In der „kleinen Klasse“ bestätigt dabei der Citroën Berlingo alias Peugeot Partner der neueren Baumuster ab 2008 seine solide Langzeitqualität. Lenkung, Hinterachse, Bremsen und Beleuchtung zeigten sich standhaft, Mängel gab’s bei Motor, Abgasreinigungssystem und Auspuff. Doch selbst von den älteren Modellen mit bis zu zehn Jahren auf dem Buckel und im Schnitt 127.000 km Laufleistung gehen 40 Prozent ohne Mängel durch beim TÜV. Wie bei den „grünen“ Prüfern bestätigte auch der Mercedes Vito/Viano seine Solidität: Nach zehn Jahren und relativ hohen Kilometerleistungen erwiesen sich immer noch 42 Prozent der schwäbischen Kompaktvans, gefertigt im spanischen Vitoria, als mängelfrei. Lediglich die labile Hinterachse, poröse Bremsschläuche sowie bereits in jungen Jahren Undichtigkeiten am Motor fielen auf.

Kein Wunder, dass letzteres Problem auch den Bruder Sprinter quält, wird er doch vom baugleichen 2,1-l-CDI-Motor angetrieben. Außerdem plagen den als ersten Transporter überhaupt optional in Euro 6 mit SCR-Kat erhältlichen Bestseller laut TÜV-Prüfern fehlerhafte Abgasreinigungssysteme. In Anbetracht seines Status als „Laufleistungskönig“ – im Schnitt sind es nach zehn Jahren 170.000 km – schlägt sich der Sprinter allerdings auch bei den TÜV-Prüfungen sehr achtbar.

Hohe Laufleistungen, davon kann auch der Fiat Ducato ein Lied singen, der deshalb anders als beim Dekra-Ranking beim TÜV hinter seine bis auf den mittelstarken Motor baugleichen Wettbewerber Peugeot Boxer und Citroën Jumper zurückfällt. Schon bei der ersten Begegnung lasen die TÜV-Prüfer im Schnitt 66.000 km von den Ducato-Tachos ab. Schlechte Wartung im Verein mit Schwächen an Motor, Bremsen und Abgasanlage sowie Lenkungsspiel verwehren dem Trio allerdings auch beim TÜV die Plätze auf dem Podium. Mit den Jahren liegt allerdings der Citroën Jumper am schlechtesten: Nach zehn Jahren Laufzeit wird 43 Prozent der Fahrzeuge wegen erheblicher Mängel die Weiterfahrt verwehrt, der schlechteste Wert bei den 3,5-Tonnern.

Leiterrahmen-Van Daily eher mau

Mau schaut es auch ausgerechnet beim Iveco Daily aus, dessen Hersteller den Van mit dem Leiterrahmenkonzept stets als besonders robust und widerstandsfähig preist: Bereits nach zwei Jahren bestehen nur 65 Prozent anstandslos den Check der TÜV-Prüfer, nach zehn Jahren sinkt diese Quote gar auf 34 Prozent. Wobei der gern auf Langstrecke geschickte Daily dann auch im Schnitt 167.000 km runtergespult hat. Just die labile Hinterachse wird von den Prüfern oft bemängelt, im Alter auch Rost. Wohl nicht ganz grundlos betonten die Iveco-Ingenieure bei der Vorstellung des Nachfolgers die gravierenden Fortschritte in Sachen Qualität … Bei TÜV wie bei Dekra mäßig liegt der Ford Transit, an dem tatsächlich Rost im Alter ein großes Thema ist und schon die erste Hauptuntersuchung nur 30 Prozent ohne Mängel absolvieren. Unauffällig in dieser Klasse liegt der Renault Master – baugleich und mängelähnlich dem Opel Movano – bei dem nach zehn Jahren immerhin noch 35 Prozent ohne Mängel durchgehen.

Da liegt sein kleiner Bruder Trafic, wieder baugleich mit einem Opel, dem Vivaro, besser: Allerdings stellen in Anbetracht geringerer Laufleistungen seine 38 Prozent Mängelfreiheitsquote nach neun bis zehn Jahren in dieser Klasse den schlechtesten Wert dar. Dafür glänzt er als Teenager nach zwei Jahren mit 80 Prozent ohne Mängel.
Vom Marktführer Sprinter ist man in der Dauerhaltbarkeit also noch ein gutes Stück entfernt. Noch besser als der Sprinter liegt allerdings der bis auf den Antriebsstrang baugleiche, seit zwei Jahren ebenfalls in Euro 6 erhältliche VW Crafter, der sogar eine Bestmarke nach acht Jahren setzt: Knapp die Hälfte der Fahrzeuge geht hier noch ohne Mängel durch, wobei die im Auftrag bei Mercedes gefertigten Hannoveraner dann erst 130.000 km auf dem Buckel haben, weit weniger als viele Wettbewerber. Und kleiner Trost für Daimler: Auch der VW-Motor, seit 2010 der recht sparsame 2,0-l-TDI aus dem Konzernbaukasten, wird öfter beanstandet. Besser meistert selbiges Aggregat die (geringeren) Belastungen im VW Transporter. Der führt wie bei der Verkaufsstatistik auch hier das Feld weit an: 46,3 Prozent gehen nach zehn Jahren beim TÜV ohne Mängel durch. Womit der T5 bei den „Blauen“ deutlich besser liegt als bei den „Grünen“.

Wenn man schon in der VW-Familie ist: Die Dekra-Ergebnisse bestätigt auch der Pick-up VW Amarok – knapp 86 Prozent absolvieren die erste Hauptuntersuchung mängelfrei, damit weit mehr als der Durchschnitt. Ins ordentliche Familienbild beim TÜV fügt sich schließlich auch der Kleinste: Der VW Caddy setzt sich bei den TÜV-Untersuchungen mit einer Mängelfreiheitsquote von 48 Prozent nach zehn Jahren und im Schnitt 130.000 km anders als im Dekra-Ranking vor die Konkurrenz aus Frankreich.
Grün oder blau, in der Gesamtbilanz der Transporterkaste sind sie sich ziemlich einig: In der Jugend unproblematisch, lassen Vans allgemein und einige besonders im Verhältnis zu den „echten“ Lkw im Alter stärker nach. Wobei die Umstände hierzu beitragen: Laufleistungen wie ein Lkw, Stop-and-go, weniger Wartung – das zehrt an der Substanz. Grund für manchen Hersteller, sich verstärkt dem Thema Langzeitqualität zu widmen. Denn nicht zuletzt ist Nachhaltigkeit auch eine Frage der Haltbarkeit.

Das sagt der TÜV

Laufleistungen wie bei den Großen, bis zu 80.000 Kilometer im Jahr, Stop-and-go, wenig Wartung – der meist harte Einsatz der Kleintransporter bis 3,5 Tonnen sorgt für Probleme am Fahrwerk, an den Bremsen und am Licht. Im Vergleich zu den großen Geschwistern gibt es hier rund dreimal so viele Mängel an den Bremsen (knapp vier Prozent/Fünfjährige) und 50 Prozent mehr Beanstandungen bei der Beleuchtungsanlage. Jeder Dritte fällt wegen Lichtmangels nach fünf Jahren durch.
Gesamtbilanz: Bereits nach einem Jahr müssen beinahe zehn von 100 Kleintransportern in die Werkstatt, bevor es die Plakette gibt.

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