Fiat Ducato: Euro-6-Norm ohne SCR erreicht - 180 PS 2,3-Liter-Diesel & CNG-Elektro-Version: Euro 6: Fiat schafft's auch ohne SCR-Kat

Mehrere Wege zu Euro 6: Der CNG erfüllt die Norm bereits, ein Diesel mit und ohne SCR soll 2016 folgen. | Bild: Fiat
Mehrere Wege zu Euro 6: Der CNG erfüllt die Norm bereits, ein Diesel mit und ohne SCR soll 2016 folgen. | Bild: Fiat
Johannes Reichel

Starke Ansage: Fiat will beim Ducato die Euro-6-Norm ohne SCR schaffen. Eine 180-PS-Version des 2,3-Liter- ersetzt den 3,0-Liter-Diesel. Und dem gerade ­präsentierten CNG soll eine Elektro-Version folgen.
Es war der Ehrgeiz der Fiat-Ingenieure: Euro 6 auch ohne teuren und nutzlastzehrenden SCR-Kat schaffen. Zumindest für die Nutzfahrzeugvarianten ist das geglückt: Ab Frühjahr 2016 geht der Ducato Euro 6 mit EGR-NSC-Technik mit Stickoxidspeicher in den Verkauf, bevor Ende September 2016 die gesetzliche Regelung greift. Nur für die strengere Limitierung der Stickoxide bei den Pkw-Versionen legt Fiat Professional auch eine Variante mit SCR-Kat auf.
„Für Nutzfahrzeugkunden liegt unsere Empfehlung klar auf EGR: Sie ist preiswerter, bietet mehr Nutzlast und weniger komplexe Technik“, macht Ducato-Manager Luca Marengo deutlich. Die EGR-Lösung spart etwa 40 Kilo Gewicht (inkl. 15-l-AdBlue-Tank) und soll etwa 800 Euro weniger kosten als die SCR-Version, die zum aktuellen Modell bis zu 1.000 Euro teurer werden könnte.
40 Kilo mehr Nutzlast verspricht auch eine weitere Maßnahme: die Überarbeitung der 2,3-Liter-Maschine. Dabei entlockten die Fiat-Leute dem Iveco Industriemotor 180 PS und 400Nm Drehmoment, exakt die Leistungswerte des alten 3,0-l-Top-Aggregats, das bei Fiat damit ausgemustert wird. Schließlich soll der Top-2,3er satte 15 Prozent sparsamer sein. Sie dürfte auch mit der neuen 4,4-Tonnen-Variante – als Kasten 2,1, als Chassis 2,6 Tonnen Nutzlast stark – keine Probleme haben und beim Ducato Maxi erste Wahl sein. Knauser-König der Ducato wird freilich künftig eine 150-PS-Variante mit SCR, die Fiat Professional im Paket smarte Lichtmaschine und Energiemanagement, Start-Stopp und 115-PS-Eco-Mode als „Eco-Jet“ labelt und die nur 5,8 l/100km verbrauchen soll. Dieselbe Maschine gibt‘s auch ohne SCR, dafür mit Niederdruck-EGR sowie NSC und sie stemmt gleichfalls üppige 380 Nm. Volumen-Aggregat mit genug Power für den 3,5-Tonner dürfte die 130-PS-Variante bleiben (320 Nm), darunter der 2,0 l (115 PS).
Raffinierte Reinigung per NSC-Kat
Hinter der kryptischen Bezeichnung EGR-NSC verbirgt sich eine mehrstufige, gekühlte Abgasrückführung, die versucht, den Stickoxiden auf Kosten einer etwas weniger effizienten Verbrennung schon im Brennraum beizukommen. Der Rest der NOx-Emissionen wird dann in einem Speicher (NSC) aufgefangen und falls dieser voll ist, separat verbrannt. Das System sei deutlich weniger komplex als ein SCR-Kat mit AdBlue-Einspritzung, erklärt Luca Marengo. Einen leichten Mehrverbrauch müsse man aber in Kauf nehmen. Der fällt auch an, wenn der verbesserte DPF-Rußfilter die Partikel verarbeitet. Das passiert entweder automatisch oder kann jetzt vom Fahrer, etwa wenn viel Stadtverkehr auf dem Programm steht, manuell aktiviert werden.
Ohne alle Hilfsmittel sauberer verbrennt die stets Euro-6-gemäße CNG-Version, die Fiat Professional zum ersten Quartal 2015 nachgeschoben hat und in der die 3,0-Liter-Maschine fortlebt. Ihre 350 Nm und 136 PS liegen auf Diesel-Niveau, die Reichweite nicht ganz: Mit 36 kg Unterflur-Gasvorrat soll man 400 km weit kommen (plus 100 km Benzinreserve).
Nutzt man hier konsequent die Sy­ner­gien zur noch immer nahestehenden „Ex-Schwester“ Iveco, geht man beim Thema Elektro eigene Wege. Der Ducato Electric, der neben einem Hybrid ebenfalls bald in Serie gehen soll, bedient sich beim lothringischen E-Spezialisten Gruau. Wahlweise bis zu fünf Lithium-Eisen-Phosphat-Batterien (1x20/ 4x10kW/h)
liefern dem synchronen 90-kW-Perma­nent­-Magnet-Motor Saft für 100 bis 150km Reichweite (Vmax 90 km/h).
Diese Sorte Energiespeicher soll den Vorteil bieten, bei 22 kW Leistung binnen vier Stunden wieder aufgeladen zu sein, meint ein Entwickler. Mit kleinstem Batteriepack wiegt der Italo-Elektriker auch schon 2.600 Kilo, weswegen es gut ist, dass der E-Ducato in Italien 4.000 kg Gesamtgewicht wiegen darf und trotzdem mit B-Lizenz fahrbar bleibt. Warum man nicht auf die Elektrotechnik des Iveco Daily zurückgreift, hat einen einfachen Grund: Die Transplantation aus dem heckgetriebenen Leiterrahmen-Van in das „Alles nach vorn“-Konzept des Ducato wäre teurer gewesen, als sich bei Gruau „auswärts“ zu bedienen.
Technische Daten:
Fiat Ducato Euro 6

EGR-NSC: 2,0-l-Motor 115 PS; 2,3-l-Motor mit 130/150/180 PS; max. Drehmoment 280/320/380/400 Nm
SCR: 2,3-l-Motor 115/150 PS; max. Drehmoment 300/380 Nm;
Ecojet-Variante mit 150 PS/380 Nm und Start-Stopp, Eco-Mode (max. 115 PS), ­Energierückgewinnung
CNG: 3,0-l-Motor 136 PS, max. Drehmoment 350 Nm

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