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"Ein Ladesystem aus einer Hand verkürzt Lieferzeiten und senkt die Kosten"

Neben der Fahrzeugwahl stehen Flottenbetreiber mit dem Einstieg in die Elektromobilität auch vor Fragen rund um das „Depot Charging“ auf dem Betriebshof. Mercedes-Benz Trucks hat dafür ein ganzheitliches Ökosystem inklusive Beratung, Lade-Hardware und technischem Service sowie Finanzierungslösungen entwickelt. Wir sprachen darüber mit Martin Hink, Head of eMobility/H2 Business Solutions Mercedes-Benz Trucks.

Martin Hink, Head of eMobility/H2 Business Solutions Mercedes-Benz Trucks. | Bild: Daimler Truck
Martin Hink, Head of eMobility/H2 Business Solutions Mercedes-Benz Trucks. | Bild: Daimler Truck
Mercedes-Benz Trucks
Ladelösun­gen

Bislang trat Mercedes-Benz Trucks im Rahmen seiner Beratung als Vermittler von Ladelösun­gen auf. Was hat sich nun geändert?

Martin Hink: Wir starten in Europa die Marke TruckCharge, die alle Angebote rund um E-Infrastruktur und Laden von Elektro-Lkw zusammenfasst, einschließlich Beratung, Hardware und digitaler Dienste. Die offizielle Einführung ist im September auf der IAA Transportation in Hannover. Dort präsentieren wir unsere Beratungsdienste, Hardware und digitalen Dienstleistungen, für mein Team und mich ein wirkliches Highlight.

Was verbirgt sich hinter TruckCharge?

Vorab kann ich Ihnen schon mal so viel verraten: Mit TruckCharge wollen wir unseren Kunden ein komplettes und wirtschaftliches Gesamtpaket bieten, das alle Aspekte von der Energiegewinnung bis hin zum Fahrzeugbetrieb abdeckt. TruckCharge richtet sich an Lkw-Flottenbetreiber und Unternehmen mit eigenem oder gemietetem Lkw-Fuhrpark, unabhängig von der Fahrzeugmarke.

Was ist der Mehrwert für den Kunden?

Durch die Integration von Beratung, Ladesäulen und Ladeservice reduzieren wir den Aufwand für unsere Kunden erheblich, da sie nur noch einen Ansprechpartner für ihre Elektro-Lkw und Ladelösungen haben. Das gesamte Ladesystem wird aus einer Hand angeboten, was die Lieferzeiten verkürzt und die Kosten senkt. Zudem unterstützt Daimler Truck Financial Services unsere Kunden und Händler mit speziellen Finanzierungslösungen.

Wie sieht ein typischer Beratungs­prozess aus?

Wenn unsere Kunden den Schritt in Richtung Elektromobilität erwägen, stehen sie vor vielen Fragen. Sie möchten wissen, wie sie Routen effizient elektrifizieren können und welche Kosten damit verbunden sind. Unsere Aufgabe ist es, den Übergang so nahtlos und wirtschaftlich wie möglich zu gestalten.

Wie passiert das konkret?

Wir beginnen damit, die aktuellen Routen und betrieblichen Anforderungen zusammen mit unseren Kunden genau zu analysieren. Das ist der erste Schritt in unserem Beratungsprozess. Hier kommt unsere „eTruck Ready“-Web-Anwendung ins Spiel. Kunden können damit geplante Strecken mit einem Elektro-Lkw vorab simulieren. So können sie sehen, welche Routen schon heute elektrifizierbar sind und wo und wann das Fahrzeug geladen werden muss, um weitere Routen zu realisieren. Diese Planung ist entscheidend, um ein realistisches Nutzungsprofil zu entwickeln und die beste Ladeinfrastruktur zu definieren.

Und wie bekommt man die richtige Ladeinfrastruktur?

Wir haben bei der Kombinierbarkeit unserer elektrischen Trucks und der Ladeinfrastruktur verschiedener Hersteller viel Know-how sammeln können. Daher beraten wir nicht nur bei der Auswahl der richtigen Ladesäulen, sondern verkaufen diese nun auch. Unser strategischer Partner für die Ladesäulen ist das Unternehmen Alpitronic – am Markt bekannt für ihre modular aufgebauten und hochausgereiften DC-Schnellladelösungen. Zudem unterstützen wir auch aktiv bei der Suche nach Fördermöglichkeiten für die Infrastruktur und die Fahrzeuge selbst. Unser Ziel ist es, sicherzustellen, dass der Einsatz von Elektro-Lkw ökologisch und auch wirtschaftlich sinnvoll ist.

Und nach dem Kauf?

Unsere Kunden schätzen die Unterstützung über die Planung hinaus während der Umsetzung. Hier bieten wir umfassende Schulungen an, sowohl für die Fahrer, die mit der neuen Technologie umgehen müssen, als auch für die Flottenmanager, die für den reibungslosen Betrieb verantwortlich sind. Unser Ziel ist es, ihnen das nötige Wissen und die Werkzeuge zur Verfügung zu stellen, damit sie den Übergang zu Elektrofahrzeugen erfolgreich meistern können.

Welcher Aufwand ist damit verbunden?

Die Installation einer Ladeinfra­struktur wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst, wie der Größe der elektrischen Flotte, dem Fahrprofil der Fahrzeuge und der Netzanbindung des Depots. Abhängig von den Anforderungen können die Planung und der Aufbau, einschließlich der Erweiterung des Netzanschlusses, von einigen Monaten bis zu über einem Jahr dauern. Daher ist es wichtig, den lokalen Netzbetreiber rechtzeitig in die Planung einzubeziehen. Die Kosten hängen ebenfalls von diesen Faktoren ab sowie von der Art und Anzahl der Ladepunkte und den baulichen Gegebenheiten vor Ort, sodass hier keine pauschale Antwort möglich ist. Im Rahmen der individuellen Beratung können wir eine zeitliche und kostentechnische Abschätzung vornehmen.

Wie sehen Kostenvergleiche zwischen elektrischen und konventionellen Fahrzeugen aus?

Kostenmanagement ist ein wichtiger Teil unseres eConsultings, mit dem wir unseren Kunden eine transparente Kostenstruktur bieten und sie bei der Optimierung ihrer Total Cost of Ownership (TCO) unterstützen, mögliche finanzielle Anreize identifizieren und auf Wunsch die Antragsstellung übernehmen. Die TCO berechnen unsere eConsultants mithilfe unseres internen Tools, welches einen transparenten Vergleich der TCO eines eTrucks und der eines Diesel-Lkw bietet. Die konkreten Vorteile bestehen beim eTruck in der besseren Energieeffizienz im Vergleich zum Diesel und dadurch niedrigeren Betriebskosten. Hinzu kommen weitere Vorzüge wie geringere Mautgebühren, niedrigere Kosten für Fahrzeugzulassungen oder das Umgehen von Fahrverboten in Innenstädten.

Welche Unterstützung gibt es bei Finanzierung und Förderung?

Daimler Truck Financial Services unterstützt beim Umstieg mit integrierten Finanzierungs- und Serviceangeboten rund um das Fahrzeug und die Ladeinfrastruktur. Nach dem abrupten Ende des KsNI-Förderprogramms braucht die Branche jedoch eine höhere Planbarkeit und Planungssicherheit. Aktuell sind Null-Emissions-Lkw nur bis Ende 2025 von der CO2-Maut befreit, was für Unternehmen ein zu kurzer Zeitraum ist, um die hohen Investitionen zu bewältigen. Zudem ist die Einführung von Industriestandards entscheidend. Solche Standards, wie sie sich in der Logistik etwa bei Containern oder Paletten bewährt haben, sollten gefordert und gefördert werden, um den Übergang zu nachhaltigen Antrieben zu erleichtern.

Können Sie von einem Beratungsprojekt berichten?

Die Mercedes-Benz Group AG war unser erster Kunde und gleichzeitig das erste Beratungsprojekt, das unsere Consultants mit einem Industrieunternehmen umgesetzt haben. Unser Ziel war es, geeignete Strecken in der In- und Outbound-Logistik zu identifizieren und in Zusammenarbeit mit dem Flottenbetreiber optimale Tourenplanungen inklusive Ladeinfrastruktur zu entwickeln.

Welche Touren waren das?

Zu dem Projekt gehört die Strecke zwischen dem Motorenwerk Bad Cannstatt und dem Mercedes-Benz Werk Sindelfingen. Der Großflottenbetreiber Große-Vehne setzt hier als Logistikpartner zwei batterieelektrische eActros 300 Sattelzugmaschinen für den Transport von Pkw-Motoren ein. Die Fahrzeuge legen täglich jeweils etwa 180 Kilometer zurück und werden bis zur Errichtung der Ladeinfrastruktur auf einem Autohof aufgeladen. Darüber hinaus beraten wir intern unsere Kolleginnen und Kollegen der Truck Werke im Produktionsverbund von Mercedes-Benz Trucks, wie Kassel, Mannheim und Gaggenau. Bis Ende 2026 soll der gesamte Anlieferverkehr zum Werk Wörth vollständig elektrifiziert sein.

Was war entscheidend für den Erfolg?

Unsere Experten haben den Kunden dabei unterstützt, den passenden Prozessablauf der lokal emissionsfreien Motorentransporte vorab realitätsnah zu planen. Dies umfasst nicht nur die Analyse von Strecken und notwendigen Ladezeiträumen, sondern auch die Einrichtung einer an den Prozess angepassten Ladeinfrastruktur. Gemeinsam mit allen beteiligten Akteuren steht nun die Bewertung in der Praxis an, aus der sicherlich viele zusätzliche Erkenntnisse für zukünftige Einsätze entstehen werden.

Vielen Dank für das Gespräch.

Dieser Inhalt gehört zu

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